Wie viele Schüler passen in einen Kubikmeter?
Und macht es einen Unterschied, wenn ich statt Schülern Schülerinnen hineinsetze?
Dieser Frage gingen Schüler und Schülerinnen des Hermann-Staudinger-Gymnasiums am Dienstag, den 04.06.2024 nach. Der Kubikmeter aus Holz wurde extra von Schülern der Johannes-de-la-Salle Berufsschule in Aschaffenburg angefertigt und an diesem Tag als neues, anschauliches Modell für den Mathematikunterricht am HSG eingeweiht. Die Schüler und Schülerinnen müssen nun nicht nur theoretisch wissen, wie groß ein Kubikmeter ist, sie können auch hautnah erleben, wie viel Raum 1m3 eigentlich einnimmt und wie viel Platz darin ist.
Für die Übergabe kamen drei Schüler der JdlS gemeinsam mit ihrem Praxis-Lehrer Thomas Becker ans HSG und präsentierten den zweiteiligen Holzwürfel stolz. Im Fachbereich Holztechnik hatten sie etwa eine Woche lang in 18 Stunden Werkunterricht an dem Modell gesägt, geschraubt und gefeilt. Den Plattenzuschnitt sowie das Einfräsen der Flachdübel-Nuten hatte das dritte Lehrjahr mit Fachlehrer Ludwig Stenger übernommen. Damit der Würfel gut durch alle Türen passt, wurde er am Ende in zwei Teile gesägt, die leicht aufeinander zu stecken sind. Nun steht das handgefertigte Modell im Atrium des HSG und die Schüler und Schülerinnen können es kaum erwarten, darauf und darin herumzuklettern und zu testen, wie viele von ihnen hineinpassen und ab wie vielen es dann Schwierigkeiten gibt, wieder herauszukommen. Die drei jungen Männer der JdlS stehen daneben und betrachten stolz, wie viel Freude ihr Werk den Kindern bereitet.
In der fünfzehnminütigen Pause zwischen den Besuchen der beiden sechsten Klassen erzählen die jungen Männer von ihrem Alltag an der Johannes-de-la-Salle Berufsschule, die Jugendliche mit besonderem Förderbedarf in einer Phase ihres Lebens begleitet, in der die Grundlagen für ein selbstständiges Leben als Erwachsene gelegt werden. Durch Berufsvorbereitung und Berufsausbildung soll den Jugendlichen der Einstieg ins Arbeitsleben erleichtert werden. Neben den 18 Praxisstunden absolvieren die Schüler in einer Woche 14 Stunden allgemeinbildenden Unterricht, in denen sie Fächer wie Deutsch, Mathe, Politik und Gesellschaft und einige andere Fächer haben. Der praxisorientierte Teil, in dem auch der Holzwürfel entstand, wechselt alle paar Wochen zwischen verschiedenen berufsorientierten Fachbereichen. Die Schüler probieren sich in unterschiedlichen handwerklichen Tätigkeiten und können so herausfinden, welcher Beruf ihnen später am meisten zusagt.
Nachdem das alte Kubikmeter Modell des HSG kaputtgegangen war, wandte sich das Gymnasium an die Berufsschule Aschaffenburg, die den Auftrag gerne annahm. Die beiden Schulen kooperierten mit diesem Projekt zum ersten Mal, trotzdem war das Eintreffen der Schüler der JdlS am HSG keineswegs zurückhaltend und fremd. Sofort entwickelte sich ein angeregtes Gespräch zwischen Herrn Becker, der zuständigen Lehrerin StDin Elisabeth Kapeller und auch der Schulleiterin OStDin Christine Büttner. Schnell wurde klar, dass das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern an der JdlS ähnlich wohlwollend, locker und vertraut ist wie am HSG. Der Austausch zwischen allen Parteien war offen und unbefangen, die Atmosphäre entspannt und spaßig. Nachdem die Schüler und Schülerinnen mit zugehörigen Lehrkräften wieder in ihrem Klassenzimmer und der Würfel verräumt waren, wurde zum Abschluss in der Mensa des HSG gespeist, bevor sich Thomas Becker und seine Schüler wieder auf den Weg machten. Klar ist, dass der Kubikmeter aus Holz mehr ist, als nur ein angefertigtes Modell.
Drei Spitzenwettbewerbe – drei Urkunden
Einen ganzen Blumenstrauß an Urkunden konnte Schulleiterin Christine Büttner Nikola Kostadinov überreichen. Der Schüler hat quasi ein goldenes Mathe-Händchen, denn alle Mathe-Wettbewerbe, an denen er in diesem Schuljahr teilgenommen hat, brachten sichtbare Erfolge.
Im Landeswettbewerb Mathematik konnte er wie schon in den Vorjahren einen 1. Preis erringen und sich damit für die nächste Runde qualifizieren. Betreuungslehrer Christopher Schuhmann freut sich darüber und meint mit einem Augenzwinkern: „Das ist bei Nikola schon Standard und habe ich nicht anders erwartet.“
Bei der Mathematik-Olympiade Bayern hat sich Nikola wie jedes Jahr durch eine vierstündige Klausur gearbeitet. Die vier Aufgaben fingen alle einfach an, wurden aber immer schwerer und erforderten einige mathematische Kniffe für die Lösung. Korrektorin und Wettbewerbsbetreuerin Elisabeth Kapeller freut sich über den zweiten Preis, den sie Nikola zusprechen konnte: „Es macht Freude, die Aufgaben zu korrigieren, denn sie überzeugen nicht nur durch den Inhalt, sondern auch in der perfekten Darstellung. Und wenn man dann noch beobachtet, wie hochkonzentriert Nikola in der Klausur arbeitet und noch Tage später über die Lösung nachdenkt – das begeistert!“ Die Mathefachschaft des HSG hofft darauf, dass Nikola in der nächsten Runde, der Landesrunde in Würzburg, ebenso erfolgreich abschneiden wird. Dabei muss er an zwei Tagen Klausuren schreiben – aber er würde wahrscheinlich sagen: “… darf ich zwei Tage über schöne Aufgaben nachdenken.“
Wie ein Sahnehäubchen erscheint im Reigen dieser Wettbewerbserfolge der zweite Preis im Bundeswettbewerb Mathematik 2023. Auch er ist die Eintrittskarte für die nächste Runde und für einen Schüler der neunten Klasse eine Besonderheit.
Für die kommenden Wettbewerbsaufgaben wünscht die Schulfamilie des HSG Nikola ein ebenso goldenes Händchen wie bisher und freut sich über seine Zielstrebigkeit. Oder um es mit den Worten der Wettbewerbsbeschreibung des Bundeswettbewerbs zu sagen: „Neben dem mathematischen Schulwissen musst du zur Teilnahme also vor allem Motivation und Ausdauer mitbringen.“ Und die ist bei Nikola in jedem Fall vorhanden.