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Die zehnten Klassen besuchen Point Alpha

PointAlpha

Immer wieder hört man im Geschichtsunterricht etwas vor der ehemaligen Grenze zwischen der BRD und der DDR, vor allem in der 10. Klasse. Um sich dieses geteilte Deutschland besser vorstellen zu können, haben wir, die 10. Klassen des Hermann- Staudinger-Gymnasiums einen der Grenzpunkte besucht. Gleich am Morgen ging es für uns, die 10. Klassen, los an einen der heißesten Punkte des kalten Krieges – Point Alpha. Nach einer zweistündigen Busfahrt an die Grenze zwischen Hessen und Thüringen kamen wir in der Fulda Gap an. Dass wir dabei die ehemalige Grenze zur DDR überquert hatten, war uns nicht bewusst, denn heute ist es zum Glück kein Problem mehr von Ost nach West zu reisen.

Der Bundesjugendoffizier empfing uns und stellte uns zunächst die wichtige Frage, was Sicherheit bedeute. Und was dies für die Menschen in Ost und West damals bedeutete. Wie lebten die Menschen im Osten? Nach dem halbstündigen Vortrag des Bundesjugendoffiziers, wurden wir in kleinere Gruppen eingeteilt und jede Gruppe bekam einen Zeitzeugen, der an der Grenze lebte und dem wir Fragen stellen durften, zugeteilt. Dank ihnen konnten wir viel über das Leben im Osten lernen. Tatsächlich war es für viele einfach normal in diesem von einem Zaun abgeriegelten und bewachten Gebiet zu leben, weil sie damit aufgewachsen waren.

Point Alpha liegt in der Fulda-Gap, ein wichtiger Durchgang zwischen Ost und West, also zwischen Hessen und Thüringen, der vor allem im Kriegsfall eine wichtige Rolle spielt. Das eigentlich sehr hügelige Gebiet hat dort einen leicht zu überquerenden Bereich, durch den man das Militär schnell schicken kann. Kein Wunder also, dass sogar Napoleon mehrmals dadurch gezogen ist.

Um auf einen Angriff der UDSSR vorzubereiten zu sein, bauten die Amerikaner dort einen wichtigen Beobachtungsposten auf, um das mögliche Aufmarschgebiet im Osten im Blick zu haben. Auch heute sieht man dort noch ein eingezäuntes Gebiet mit einem Wachturm, verschiedenen Baracken für die Soldaten und auch einige Militärfahrzeuge. Auch ein Teil der Grenzzäune wurde wieder nachgebaut. Die Grenze besteht aus mehreren Zäunen, die immer wieder verbessert und erneuert wurden. Eine tödliche Falle nach der anderen mussten die Flüchtenden überqueren. Der sogenannte Grenzstreifen wurde von mehreren Wachmännern auf Türmen und angeketteten Schäferhunden bewacht. Bei der Entdeckung eines Eindringlings wurde dieser sofort zurückgeholt und verhaftet. Doch das ist noch lange nicht der schlimmste Teil. Vor allem das Minenfeld und die Selbstschussanlage, die bei jeder kleinsten Berührung auslösten, bedeuteten für viele Menschen den Tod. Auch der schier unüberwindbare Zaun, der bis zu vier Metern hoch war, stellte ein großes Problem dar.

Mira Dreizler

 

 

Gedenkstättenfahrt der 9. Klassen

Gedenkstättenfahrt24

Im März setzte sich die gesamte 9. Jahrgangstufe morgens um 7 Uhr in die Busse und machte sich auf den Weg nach Dachau, um dort die Gedenkstätte "Konzentrationslager Dachau" zu besichtigen. Doch zuerst ging unsere Reise nach Nürnberg zum Dokumentationszentrum auf das Reichsparteitagsgelände. Dort machten wir eine interessante Führung und lernten viel über die Reichsparteitage in der NS-Zeit. Außerdem durften wir in Kleingruppen mit einer App das Gelände selbst erkunden. Vorbei am Zeppelinplatz, dem Silbersee und der großen Straße bis zur Kongresshalle.

Doch gegen drei Uhr ging es dann weiter in Richtung Süden. Unser Ziel: Dachau. Dieses liegt 40 Minuten von München entfernt und trägt eine schwere Geschichte. In Dachau ist das erste Konzentrationslager 1933 eröffnet worden und wir, also die 9. Jahrgangsstufe, würden dieses am Mittwoch besichtigen. In der Jugendherberge gab es erstmal Abendessen und dann wurden die Zimmer eingeteilt. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen um halb acht ging es ans Zimmeraufräumen und Taschen packen, denn um halb neun wollten wir bei der Gedenkstätte sein.

Als wir dort ankamen, schauten wir als erstes einen Film über das Konzentrationslager, um erste Eindrücke zu bekommen. Wir gingen durch das offene Tor mit der Aufschrift "Arbeit macht frei", durch welches tausende Sträflinge rein, aber nicht wieder raus gingen. Danach ging es klassenweise zur Besichtigung der einzelnen Stationen. An jeder dieser Stationen, hielt eine kleine Gruppe ein kurzes Referat. Wir besichtigten den Appellplatz, das Lagergefängnis, die Baracken, das Krematorium und weitere Stationen. Wir gingen vorbei an verschiedenen Denkmälern und
Mahnmalen, welche an die Grausamkeit im KZ erinnern.

Der Besuch war sehr interessant aber auch ziemlich bedrückend. Wieder wurde uns klar, dass so etwas, wie es in der NS-Zeit möglich war, nie wieder passieren darf!
Nach dem Besuch ging es zurück in die Busse und wir fuhren nachhause. Um halb sieben am Mittwochabend waren wir wieder am HSG.

Die Gedenkstättenfahrt war sehr aufschlussreich, interessant und wir haben viele neue Eindrücke fürs Leben gewonnen.

Charlotte Mohr, Matilda Fischer und Aischa Kizikli

 

Die Debatte über Raubkunst und Rückgabe der Benin-Bronzen


Über den Umgang mit Raubkunst wird schon seit einigen Jahren diskutiert. Damit sich auch die 11. Klässler eine Meinung über dieses heikle Thema bilden können, fuhren sie am Donnerstag, den 07.12,23 ins Weltkulturen Museum nach Frankfurt.
In den letzten Wochen ging es im Geschichtsunterricht der 11. Klassen sehr intensiv um den Umgang mit Raubkunst. Um das Thema anschaulich abzuschließen, sind die 11a und 11b in das Weltkulturen Museum in Frankfurt gefahren, wo einige ausgewählte Stücke der so genannten Benin-Bronzen zu sehen waren.
Nach der Anreise mit dem Zug wurden wir von Mitarbeitern des Museums noch einmal zusammenfassend informiert und haben uns über unsere eigenen Familienerbstücke unterhalten. Wir sind vorerst zu dem Resultat gekommen, dass wir diese im Fall einer historischen Bedeutung in einem Museum ausstellen würden. In diese Entscheidung würden wir jedoch die ganze Familie einbeziehen. Außerdem haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie wenig man eigentlich über die Stücke weiß, die in der Kolonialzeit von den Kolonialmächten „geraubt“ wurden.

Museumsbesuch

Nach diesem Abschnitt wurden wir in das eigentliche Museum geführt, in dem wir von der Kuratorin der Ausstellung nochmal vertieft die Geschichte und Zusammenhänge zu den verschiedenen Ausstellungsstücken erklärt bekommen haben. Die Provenienzforschung, mit der sie sich befasst, setzt sich vor allem mit der Herkunft und weiteren wissenswerten Daten der Exponate auseinander. Sie erwähnte zudem, wie schwer es eigentlich sei, an diese Informationen zu kommen. Es ist leider zu akzeptieren, dass man ganz häufig nicht mehr genau herausfinden kann, über welche Händler die Stücke einst in den Besitz des Museums gekommen sind. Für die Frage der Restitution wäre es jedoch wichtig, dass man zuordnen kann, ob die Kunstwerke aus der Strafexpedition stammen, die die Briten gegen den König von Benin (Titel: Oba) durchführten, oder nicht. Die Kuratorin der Ausstellung zeigte sich zum Beispiel in Bezug auf diese Frage etwas resigniert. Das Museum könnte sich eine Rückgabe vorstellen, aber es fehlt auf Seiten Nigerias, zu dem Benin gehört, an einem Ansprechpartner. "Der Oba ist ein König. Man kommt nicht an ihn heran", führte sie aus.

Nach einer kurzen Pause hatten wir noch eine intensive Workshop-Phase, in der wir zusammen trugen, wozu die Provenienz-Forschung dient, was die Restitution (Rückgabe der geraubten Exponate) für uns bedeutet und welche Perspektiven uns in der Ausstellung gefehlt haben (z. B. Meinungen der Angehörigen). Auch die wesentlichen Daten der (deutschen) Kolonialgeschichte wurden nochmals aufgearbeitet. Nach der endgültigen Vorstellung unserer Resultate war unsere Exkursion beendet und wir Schüler durften den Tag noch entspannt in Frankfurt ausklingen lassen. Wir bedanken uns bei den Museumsmitarbeitern und den Lehrern für die Orga und die Idee. Wer sich weiter informieren möchte, findet zahlreiche Videos im Netz.

Text: Matti Becker, Eric Schuck und Nadja Zengel

 

 Auszeichnung für das HSG. Burgen aus Daten und Stein

 

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 Wer gedacht hat, Burgen wären nur aus Holz oder Stein erbaut, der täuscht sich. Naja, ganz falsch liegt er aber auch nicht. In kaum einer anderen Region finden sich so viele traditionelle Burgen wie im Spessart und im Odenwald. Sie wurden im Mittelalter vorwiegend zur Verteidigung, der Verwaltung und zur Repräsentation von Reichtum und Macht angelegt.

Seit dem letzten Schuljahr nehmen die Schüler*innen der 7. Klasse an einem „Tag im Mittelalter“ teil, um die Lebenswelt einer Burg hautnah im Rahmen eines Unterrichtsgangs zu erleben. Gemeinsam mit dem Verein „Burglandschaft e. V“ lernen die Jugendlichen das Mittelalter auf diese Weise an einem authentischen Ort kennen. Zusätzlich stellt eine von den 7. Klässlern des HSG mitentwickelte App den Schulstoff in Verbindung zur Burg vor Ort.

Mit den Schüler*innen der 10. Klasse haben wir außerdem dazu beigetragen, eine moderne Burg aus Daten zu erbauen. Sie heißt Skycastle und ist natürlich in der Cloud zu finden. Mithilfe einer Augmented Reality Anwendung müssen die Benutzer Rätsel um das Thema Burg lösen, um nichts Geringeres als die Welt zu retten. Möglich wurde dieses Projekt ebenfalls durch die enge Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Burglandschaft e. V.

Am 31. Januar 2023 wurde das HSG nun für sein vielfältiges Engagement im Beisein des Landrats Jens Marco Scherf und Mitarbeitern des Finanz- und Heimatministeriums ausgezeichnet. Als Dankeschön erhielt die Schule, wie sollte es nicht anders sein, ein Schriftstück in Anlehnung an eine mittelalterliche Urkunde. Aber leset selbst…

Urkunde

 Dr. Benjamin Heidenreich

 

Cor-denkst-du-dran? Auf den Spuren der Chemie am Untermain

cordenkabesuch

Mehr als 600 Beschäftigte, Weltmarktführer und nur wenige Gehminuten von der Schule entfernt: Am Montag, 7. November, besuchten die W-Seminare der Chemie und der Geschichte die Firma Cordenka. Am Werkstor wurden die 24 Schüler*innen von Herrn Dr. Leeb in Empfang genommen, der den Jugendlichen an diesem Nachmittag einen Einblick in die Herstellung von Kunststoffen gab.

Kein gemeinsames Periodensystem, aber ein Thema

Zu den Fächern Chemie und Geschichte existiert natürlich kein gemeinsames Periodensystem. Am HSG besteht aber ein gemeinsames Interesse, das mit dem Namensgeber der Schule in Verbindung steht. Das W-Seminar Geschichte beschäftigt sich mit der inzwischen umstrittenen Vergangenheit des Nobelpreisträgers Hermann Staudinger und das W-Seminar Chemie mit seinem Untersuchungsfeld, der Kunststoffchemie.

Einblicke und Chance am Untermain

Welche Einblicke ließen sich nun zu den Seminarthemen der Schüler*innen gewinnen? Herr Dr. Leeb und seine Kollegen zeigten die chemischen Prozesse, zu denen Hermann Staudinger einst die theoretischen Begründungen lieferte, bei einer Führung durch die Werkshallen. „Riesengroß“, „Roboter im Einsatz“, „wahnsinnig laut“. Die Schüler*innen waren erstaunt, wie viel Arbeit und Spezialisierung hinter den einzelnen chemischen Arbeitsschritten steckt. Neben den fachlichen Eindrücken konnten die Jugendlichen aber auch noch Informationen zur beruflichen Bildung mit nach Hause nehmen. Der Ausbilder Herr Jung von der Firma Mainsite stellte unter anderem das Konzept des Verbundstudiums vor, in welchem die zukünftigen Abiturienten sowohl eine Ausbildung als auch ein klassisches Studium absolvieren können. Auf diese Weise verbinden sich Theorie und Praxis in kürzester Zeit auf ideale Art. Ein Motto, das ganz besonders für diesen Nachmittag bei der Firma Cordenka galt. Die angehenden Abiturienten und die Kursleiter Herr Hess und Herr Dr. Heidenreich möchten sich daher noch einmal bei Herrn Dr. Leeb für die spannenden Ein- und Ausblicke bedanken.

 Dr. Benjamin Heidenreich

 

#Hermann

Erneut unter der Lupe

Staatsarchiv 1

Die Vorwürfe und Forderungen waren nicht unerheblich, als letztes Jahr wieder die Thematik der Verstrickungen unseres Namenspatrons Hermann Staudinger in den NS-Gesellschafts- und Wissenschaftsapparat, sein Mitläufertum und antisemitische Äußerungen nach 1933 aufgeworfen worden war. Selbst die in der mit Staudinger befassten Wissenschaftshistorie völlig ungeklärte und mit keinerlei positivem Quellenbeweis bislang gestützte Frage nach der in seinem Freiburger Institut für Makromolekulare Forschung womöglich vorangetriebenen Studien zu Produktion und Einsatz von Giftgas erhielten neue Nahrung – eine Umbenennung des Gymnasiums war dabei in den Raum gestellt worden!
Die Schulleitung sowie die Fachschaft Geschichte, die Staudingers ethische und politische Positionen in einen Gesamtzusammenhang gestellt wissen will, hat in den kommenden Monaten und Jahren mit verschiedenen Projekten und Maßnahmen die Aufarbeitung der scheinbar mit Brüchen durchsetzten Biografie auf die Agenda gesetzt: Schüler*innen werden die Lebensläufe verschiedener Wissenschaftler*innen im Nationalsozialismus – auch den Staudingers – in einem W-Seminar unter die Lupe nehmen, auf einem Staudinger-Forum soll mit Experten über die Sinnhaftigkeit der Umbenennung von Straßen und Institutionen mit Namensgebern fragwürdiger Verdienste diskutiert und v.a. auch die Aufbereitung Staudinger-spezifischer Quellen im und für den Unterricht (u.a. in Geschichte und den Naturwissenschaften) vorangetrieben werden.


Staatsarchiv 3Den ersten Gang zu den Aktenbeständen und an die Originalquellen unternahm die Fachschaft Geschichte dieser Tage: Im Archiv für Wissenschafts- und Technikgeschichte des Deutschen Museums München, das einen Großteil des Nachlasses von Staudinger (Manuskripte zu Publikationen, Vorträgen und Veröffentlichungen, Korrespondenz, biografische Unterlagen, etc. ) verwahrt, konnten Materialien und Quellen eingesehen, fotografiert und damit für den weiteren Gebrauch zu Aufklärungszwecken der „Causa Staudinger“ gewonnen werden. Der Aufarbeitung der Dokumente und der Beantwortung aufgeworfener Fragen sieht das HSG mit Neugier und größtem Interesse entgegen!

Fachschaft Geschichte