Das ist aber nicht fair!"
Schoko-Nikoläuse, in Schokolade getauchte Plätzchen, heiße Schokolade, Schoki im Adventskalender - Schokolade ist gerade zur Weihnachtszeit nicht wegzudenken. Aber was hat unser Weihnachten mit der Elfenbeinküste in Afrika und Fairness zu tun?
Schokolade ist gerade zur Weihnachtszeit nicht wegzudenken Und so fiel die Wahl von Walter Lang, HSG-Abiturient der ersten Stunde und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Eine-Welt-Ladens Erlenbach, zwischen den vielen Produkten, die der Laden zu bieten hat, natürlich auf Schokolade.
Vergangenen Montag besuchte er die 6. Klasse Ethik von Frau Leimeister mit vielen, kleinen Schokoladentäfelchen im Gepäck, um über die Arbeit des Eine-Welt-Ladens und vor allen Dingen Fair Trade zu berichten. Neben einiger Theorie zum Thema verdeutlichte besonders das sogenannte Schoko-Spiel, warum unsere Welt gerade in Bezug auf Handel nicht gerade fair ist. Dazu wurden die SchülerInnen der Klasse in die verschiedenen Kontinente der Erde eingeteilt, proportional zur Bevölkerungsanzahl: So stellten beispielsweise zwei Schüler die Einwohnerschaft Nordamerikas dar, wobei 15 SchülerInnen Asien repräsentierten. Als Nächstes wurden die Schokoladentafeln verteilt - je produktiver und wirtschaftlich erfolgreicher der Kontinent, desto mehr Schokolade bekamen die SchülerInnen. Schnell wurde der Klasse klar, dass die beiden Nordamerikaner viele Täfelchen einheimsten, genauso die EuropäerInnen, die zahlenmäßig überlegenen AsiatInnen allerdings nur wenige abbekamen. „Das ist unfair, wir sind doch viel mehr!“, lautete die ungefilterte Reaktion.
So für Fairness sensibilisiert zeigte Herr Lang im Anschluss mit Hilfe kurzer Dokumentationen, wie unfair gerade der Kakaoanbau an der afrikanischen Elfenbeinküste abläuft - dem weltweit größten Exporteur für Rohkakao. Dort schuften teilweise Kindersklaven auf den Plantagen statt zur Schule gehen zu können. Gemeinsam überlegte die Klasse, wie diese Ungerechtigkeit aus der Welt geschafft werden könnte: „Ich trinke gerne Kakao und seit Kurzem kaufen wir jetzt Fair-Trade-Kakao. Der ist zwar teurer, schmeckt mir aber auch besser“, so ein Schüler. Und weil der Kakao teurer ist, kann die Fair-Trade-Organisation den ProduzentInnen vor Ort mehr für ihren Rohkakao bezahlen, um so den Menschen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Abschließend wurden die kleinen Schokotafeln dann doch noch gerecht auf alle aufgeteilt und der eine oder die andere wird sicherlich in Zukunft einem Eine-Welt-Laden in seiner Nähe einen Besuch abstatten.
"Echt? In Erlenbach gibt es eine Moschee?“
Nach längerer, pandemiebedingter Pause war in diesem Schuljahr endlich wieder ein Besuch in der Erlenbacher Moschee möglich. Dass es in fußläufiger Entfernung zum HSG ein muslimisches Gotteshaus gibt, überraschte tatsächlich den ein oder die andere SchülerIn der 7. Jahrgangsstufe. Nachdem sich sowohl die Ethik-Klasse von Frau Leimeister wie auch die Religions-Klasse von Frau Scherpf im Unterricht über mehrere Wochen hinweg mit dem Islam auseinandergesetzt hatten, konnten sie nun eine Moschee von innen sehen. Der Imam beantwortete im großen (Männer-)Gebetsraum bereitwillig alle Fragen, die von einem Gemeindemitglied gekonnt aus dem Türkischen ins Deutsche übersetzt wurden. Er erklärte die wichtigsten Einrichtungsgegenstände wie etwa die digitale Anzeigetafel mit den genauen Zeiten für die 5 täglichen Gebete und führte sogar ein Gebet praktisch vor. So durften alle einmal erleben, wie sich Arabisch anhört. Nach einer anschließenden Besichtigung der Waschgelegenheiten, die vor jedem Gebet aufgesucht werden, um sich für das Gespräch mit Gott vorzubereiten, des Frauen-Gebetsraumes und der Unterrichtsräume für den an Kinder und Jugendliche gerichteten Koranunterricht punktete der Moschee-Verein wie jedes Mal mit seiner Gastfreundlichkeit. So ließen sich zum Abschluss alle Kuchen und Laugengebäck schmecken.
Mit der Polizei über Drogen sprechen?
Der Besuch des Polizeioberkommissars Fischer machte dies für die SchülerInnen des P-Seminars „Suchtprävention“ möglich
Am 22.03. stattete Matthias Fischer, Polizeioberkommissar und Schulverbindungsberater der Polizei Obernburg, dem P-Seminar „Suchtprävention“ einen Besuch ab, um über Süchte und den oftmals dazugehörigen Drogenmissbrauch zu sprechen. Da POK Fischer selbst eine Zeit lang im Rauschgiftdezernat tätig gewesen ist, konnte er das Thema mit konkreten Fallbeispielen kurzweilig verdeutlichen.
Zu Beginn der Präsentation wurden verschiedene Suchtformen vorgestellt und in stoffgebunden- und ungebundene Süchte untergliedert. Außerdem erklärte Herr Fischer, wie eine Sucht überhaupt entstehen kann und welche Faktoren potentiell dazu beitragen. Darüber hinaus wurde erläutert, wie man am leichtesten eine Suchterkrankung erkennen kann. Dabei ist besonders die Abgrenzung zwischen einem normalen Konsum und tatsächlicher Sucht von Relevanz.
Im weiteren Verlauf zeigte Herr Fischer am Beispiel konkreter Drogen, wie diese wirken und ging darauf ein, inwiefern sich Cannabis von Alkohol unterscheidet. Interessant war besonders, dass der THC-Gehalt von Cannabis die letzten Jahrzehnte stark gestiegen ist und deswegen der vermeintlich harmlose Joint besonders für Kinder und Jugendliche im Wachstum gar nicht so harmlos ist. In den 60ern Jahren waren gerade einmal zwei Prozent THC enthalten, heute sind es schon knapp 20 Prozent. Aber auch unbekanntere Drogen wurden thematisiert, wie zum Beispiel Legal Highs, welche synthetisch hergestellt werden und mit ihrer Wirkung illegalen Substanzen ähneln soll. Die von den genannten Drogen ausgehende Gefahr betonte der Polizeioberkommissar jeweils sehr deutlich und zeigte anhand eines Würfelturms anschaulich, welche Folgen der Besitz und Konsum illegaler Substanzen hat. Mit Konsequenzen hat man nämlich nicht nur bei der Polizei, sondern auch beim Jugendamt, der Staatsanwaltschaft und der Führerscheinstelle zu rechnen. Letzteres sorgte für den Aha-Moment des Besuches, denn wer in der Jugend beispielsweise mehr als einmal mit Haschisch erwischt wird, erhält auch Jahre später nicht so einfach einen Führerschein und muss dafür einen viel langwierigeren und v.a. teuren Prozess durchlaufen als jede/r andere junge Erwachsene/r.
Somit erhielten die SchülerInnen dank Herrn Fischer einen sehr interessanten Einblick in das Thema Süchte und wurden zudem mit den Schattenseiten des Drogenkonsums konfrontiert.
König*in im Land der Bonbons
Was würdest du tun, wenn du König*in von Deutschland wärst? Oder Bundeskanzler*in? Und welche Rolle spielen Bonbons dabei?
Vor den Ferien bot sich in den 10. Klassen Ethik bei StRin Leimeister die Möglichkeit für eine besondere Stunde. Nachdem in den Wochen zuvor diverse Menschenbilder und damit zusammenhängend Ideen zu Gesellschaftsverträgen von Thomas Hobbes über Jean-Jacques Rousseau bis hin zu Immanuel Kant besprochen worden waren und die Schüler*innen auch schon einmal selbst ein solches Vertragswerk für einen fiktiven Inselstaat entworfen hatten, galt es nun am Tablet einen eigenen Staat zu gründen.
Im Browserspiel „nationstates“ kann man zuerst entscheiden, ob man die eigene Nation eher konservativ, liberal oder doch vielleicht anarchistisch oder gar diktatorisch anlegen möchte. Danach stellt man noch einige Parameter ein, so z.B. ob der Cannabis-Konsum legal sein soll oder Jugendliche ein verpflichtendes Jahr bei der Armee absolvieren müssen, wählt eine Flagge, denkt sich natürlich einen Namen aus, entscheidet sich für eine Währung und kann den Zufallsgenerator über das Nationaltier entscheiden lassen. Wie wär's beispielsweise mit einem Krokodil, Papagei oder einer Schildkröte? Hat man erst seinen Staat gegründet, kommen dann im Laufe der Zeit verschiedene Aufgaben und Probleme auf die Spieler*in zu, die es in der Rolle als Staatsoberhaupt zu bewältigen gilt: Wie viele Freiheiten soll die eigene Bevölkerung genießen dürfen und welche Rolle spielt beispielsweise die Jugendkriminalität für den wirtschaftlichen Erfolg des eigenen Landes?
Natürlich konnten innerhalb der Doppelstunde nur wenige Grundsteine gelegt werden, aber vielleicht ist der eine oder die andere dran geblieben, denn es sei „cool, seinen eigenen kleinen Staat zu kreieren“, meinte ein Schüler.
Der eigene Staat entsteht
Eine Erkenntnis, die die Spieler*innen aus dieser Simulation mitnehmen konnten, ist sicher, dass es in der Politik kein einfaches „Richtig“ und „Falsch“ gibt, das auf alle Situationen angewendet werden kann. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen die Zehntklässler*innen auch beim zweiten, diesmal analogen Spiel, dem „Bonbonfieber“. Hier sollten sie in Kleingruppen 50 Bonbons mehr oder weniger gerecht unter den einzelnen Spieler*innen aufteilen. Je mehr Bonbons sich ein*e erste*r Teilnehmer*in sichert, umso weniger bleiben in den nächsten Runden für die anderen und auch die fiktive Bonbon-Bank kann immer weniger ausgeben. Nach einigen - durch allzu gierige Mitspielende verursacht - sehr kurzen Runden sollten sie gemeinsam versuchen, die Idee des Spiels in die reale Welt zu übertragen. So könnten die eingesetzten Bonbons für Ressourcen wie Nahrung, Holz oder Öl stehen, die schnell aufgebraucht sind und wenig Möglichkeiten für Regeneration lassen, so dass sie irgendwann ausgehen, wenn man mit ihnen nicht nachhaltig umgeht. Diese Interpretation fiel aber den meisten kurz vor dem Mittagessen doch recht schwer, so dass die anschließende endgültige Vernichtung der „Spielsteine“ durch Aufessen einen willkommenen Abschluss bildete. „Die Menschheit liebt es eben, sich selbst zu zerstören. Wir unternehmen erst etwas, wenn es zu spät ist“, so das selbstkritisch-düstere Fazit eines Schülers.
Besuch im Jugendzentrum Erlenbach
Um zu erfahren, wie Suchtprävention konkret betrieben wird, hat das P-Seminar „Suchtprävention“ am 21. Februar 2022 das Jugendzentrum in Erlenbach besucht.
Nach einem kurzen Fußmarsch wurden die Schüler*innen und ihre Lehrerin Frau Leimeister von Ralf Diener, dem Einrichtungsleiter, begrüßt. Aufgrund der pandemischen Lage musste eine Hausführung leider entfallen und so fand das Gespräch mit dem studierten Sozialpädagogen im großen Aufenthaltsraum statt. Neben einer Einführung in das Angebot des Jugend- und Familienzentrums erfuhren die Schüler*innen unter anderem, dass die Pandemie besonders die Jugendarbeit extrem erschwert habe, da das „zweite Wohnzimmer“ während des Lockdowns gar nicht zugänglich gewesen sei und seither – je nach Impfstatus – auch nur noch eingeschränkt genutzt werden könne. Auf Nachfrage schilderte Diener außerdem, dass Suchtprävention kein Thema sei, das aktiv propagiert werde: „Im Haus herrscht ein absolutes Verbot von Alkohol und anderen Suchtmitteln, so einfach ist das.“ Im Gegensatz dazu engagiert sich das Team aber beispielsweise gegen Rassismus und plant mit anderen Jugendzentren des Landkreises einen entsprechenden Projekttag, für den sich jede*r vor einer gemalten Weltkarte für eine bunte Collage fotografieren lassen konnte.