The Return of Trump and Mr Hünemörder
USA Update in Erlenbach und Elsenfeld
Es ist eine liebgewonnene Tradition, dass Dr Markus Hünemörder sich im Spätherbst auf den Weg von der LMU in München an den bayerischen Untermain macht, genauer gesagt ans Hermann-Staudinger- Gymnasium in Erlenbach und ans Julius-Echter-Gymnasium in Elsenfeld. Dies fällt zumindest alle zwei Jahre zusammen mit den Mid-Terms oder den Elections in Amerika. So auch dieses Jahr. Und sicher war sein aufmerksames Publikum aus 11.- und 12.-Klässern dieses Jahr gespannter als je zuvor, wie der Historiker und Amerikanist den Wahlausgang beurteilen würde. Während Herr Hünemörder noch im letzten Jahr zum Thema Foreign Policies den Historiker-Blick bewahrte und meinte ″wir haben das alles schon gesehen, das ist nichts Neues″, so musste man dieses Jahr nicht zwischen die Zeilen hören, um zu merken, dass die Situation durchaus Besorgnis erregen kann. Zum Glück wurde der Vortrag immer wieder von Auszügen aus ″Saturday Night Live″ oder den ″Simpsons″ unterbrochen, was den Zuschauern trotz der ernsten Thematik immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte.
In seinem wie immer fesselnden Vortrag erläuterte Hünemörder zunächst, was in seinen Augen die Grundproblematik in Amerika ist, nämlich dass die Vereinigten Staaten längst nicht mehr so vereinigt sind, wie es sich die Gründungsväter gewünscht hätten. Tatsächlich stehen die ländlichen Gebiete und kleinen Städte mit vorwiegend weißer und religiöser Bevölkerung im ″Red America″ den multi-ethnischen Großstädten im ″Blue America″ gegenüber. Es gibt wenige Gemeinsamkeiten, beide Gruppierungen bewegen sich auf den rechten beziehungsweise linken Rand zu, Kompromisse sind schwierig und selten und Politik geht mehr um Identität als um politische Programme.
Wenn man sich die Färbung Amerikas nach der Wahl anschaut, so könnte man denken, dass ganz Amerika die Republikaner unterstützt. Betrachtet man aber die sogenannte ″popular vote″, so lag Trump nur um 1,6% vor Kamala Harris. Was aber waren nun die wahlentscheidenden Themen? ″Immigration und Inflation″ so Hünemörder. Wenngleich beide Probleme aktiv unter der Biden-Regierung angegangen wurden, so konnte den Amerikanern doch nicht die tiefsitzende Angst vor der Zerstörung des American Dream genommen werden. Und der gerät schnell ins Wanken, wenn die Lebenshaltungskosten hoch sind, Hauspreise unerschwinglich und Einwanderer vermeintlich Arbeitsplätze wegnehmen. Da konnte sich Kamala Harris in dem viel zu spät übernommenen Wahlkampf nicht mehr ausreichend von ihrem Parteikollegen distanzieren. Sie verlor den Bezug zur ″working class″, die schlichtweg nicht wählen ging, konnte Latinos nicht mehr ausreichend hinter sich vereinen und die Einsicht, dass der präsidiale Einfluss bezüglich Abtreibungsrechten gering ist tat ihr übriges. Und so ist es halt doch der ″convicted criminal and [...] most controversial US politician in decades″, der die Wahl gewann – trotz seiner Rhetorik, seiner Lügen und seiner Verachtung der Rechtsstaatlichkeit. Dass erneut eine Frau gegen Trump verlor, ließ Herr Hünemörder unkommentiert. Trump hat gewonnen, weil 74% der Amerikaner denken, dass sich die Politik in die falsche Richtung bewegt. Welche Richtung aber wird Trump einschlagen? - Nun – man kann nur spekulieren. Er selbst spricht von einer Politik der Rache und Dr. Hünemörder ist überzeugt, dass Trumps zweite Amtszeit radikaler wird, als seine erste – nicht zuletzt, weil er sich nicht mehr um eine Wiederwahl sorgen muss. Und es bleibt nur zu hoffen, dass der Grund hierfür ist, dass eine dritte Amtszeit verfassungsrechtlich nicht möglich ist. Tatsache ist, dass Trump die direkte Kontrolle über das Justizministerium will, dem in Amerika eine wesentlich höhere Bedeutung zukommt als in Deutschland. Auch möchte der designierte Präsident Bundesbeamte durch loyale Mitstreiter ersetzen und seine bisherigen Nominierungen für die höchsten Kabinettspositionen zeigen, wer favorisiert wird: ″radicals, loyalists, or downright weird″ people, deren Loyalität Trump wichtiger ist als ihre Kompetenz. Wie die angekündigten Massenabschiebungen dann wirklich umgesetzt werden, ob Trump den Klimawandel weiter leugnet, ob die amerikanische Ölproduktion noch weiter ausgebaut wird, wie sehr Deutschland von der angekündigten Erhöhung der Importzölle betroffen sein wird, wohin die weitere Eskalation des Konflikts mit China führen wird und ob Putin zufrieden sein wird, mit der Annexion der ukrainischen Gebiete, die Trump weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine vorzieht, bleibt abzuwarten. Klar ist – der Wahlsieg Trumps hat gezeigt, dass eine rechtspopulistische Mehrheit in Amerika die Wahl gewinnen kann und dies einen Wendepunkt für die Welt darstellt, die von nun an komplexer und multipolarer sein wird. Und was das Ganze unberechenbar macht: ″The rules have changed.″
Landeskunde zum Anfassen
US Amerikanerin Caitlin Bass bringt HSG-SchülerInnen ihre Heimat näher
„New England is the name for the six states in the north-east corner of the USA“ so heißt es im Englischbuch der 6. Klassen. Dass Maine einer dieser sechs Staaten ist, lernen die SchülerInnen auch und ein paar weitere Informationen gibt Scott, der amerikanische Freund des Schulbuchcharakters Justin. Sicherlich ist die Wissensvermittlung im Englischunterricht heute wesentlich schülernäher als noch vor 20 Jahren. Aber wie viel anschaulicher ist es, wenn eine Amerikanerin aus New England leibhaftig vor der Klasse steht und nicht nur ein Foto, sondern eine ganze Präsentation und viele persönliche Geschichten über ihren Heimatstaat Maine im Gepäck hat. Landeskunde zum Anfassen, Nachfragen und authentische Antworten bekommen.
In diesen Genuss kam die Klasse 6e des Hermann-Staudinger-Gymnasiums. Die Amerikanerin Caitlin Bass, die seit 10 Jahren mit ihrer Familie in Mömlingen wohnt und in den letzten beiden Jahren auch stundenweise am HSG in der Fachschaft Englisch ausgeholfen hat, war der Einladung von StDin Karin Lange gefolgt und plauderte zwei Schulstunden lang auf Englisch „aus dem amerikanischen Nähkästchen“. Die Klasse lauschte gebannt und immer wieder ging ein „Ahhh!“ oder „Ohhhh!“ durch die Reihen, wenn Frau Bass Bilder der wunderbaren Landschaft zeigte, die ihrem neuenglischen Heimatstaat eigen ist. Diese ist nämlich sehr vielseitig und so konnten die SchülerInnen Fotos von Stränden, Bergen, Wäldern, Seen und Wasserfällen bewundern. Aber was sagen schon Bilder? - Wirklich vorstellen kann man sich die wahren Dimensionen erst, wenn die Erzählerin zeigt, dass ihr der Schnee buchstäblich schon bis zum Hals stand (zumindest an den Stellen, wo der Schneepflug zugange war), oder so nebenbei anmerkt, dass es in Maine nicht nur diesen Wald von dem einem Schulbuchfoto gibt, sondern Maine eigentlich zu 96% aus Wäldern besteht. „Mom loves to see the trees in the fall […] They go from green to orange, red and gold“ heißt es im Schulbuch. Das ist ja eigentlich in Deutschland auch so, denkt sich die 12-jährige Anna. Weit gefehlt, lernt sie durch den anschaulichen Vortrag von Frau Bass. Sie weiß nun, dass es die riesige Menge an Ahornbäumen ist, die die Menschen nicht nur mit dem leckeren und für Maine typischen Ahornsirup beglückt, sondern eben auch mit Blättern, die viel kräftigere Farben haben und deren Farbwechsel sich durch den ebenso typischen schnellen Temperaturumschwung viel schneller und deswegen farbenfroher vollzieht. Und wenn es schon um Farben geht – auf welches Tier bezieht sich wohl der Ratschlag „If it’s brown, lie down, if it’s black, fight back, if it’s white – say ‚good night‘“? Überhaupt hatte die Amerikanerin viele Tiergeschichten und -bilder dabei und so lernten die SchülerInnen moose, periwinkles, skunks und porcupines kennen - liebevoll eingebaut in ganz persönlichen Anekdoten. Und beim nächsten Quiz über verrückte Fakten sind die SchülerInnen der 6e sicher ganz vorne dabei. Sie wissen nämlich jetzt, dass das Nummernschild von Maine das einzige ist, auf dem ein totes Tier zu sehen ist, dass die Küste von Maine eigentlich länger ist als die von Kalifornien, dass die 5. Jahreszeit in Maine die „mud season“ und nicht der Karneval ist und dass Strandschnecken auf Pfeifen reagieren.
Nach 2 Schulstunden konnten die SchülerInnen auf einen Englischunterricht mit vielen Aha-Effekten zurückblicken: „Aha – die Texte im Schulbuch haben Hand und Fuß und es ist spannend, noch mehr zu erfahren. Aha – wir verstehen ja fast alles, obwohl Frau Bass nur auf Englisch redet. Aha – Landschaften können schon sehr unterschiedlich sein.
Zum Abschluss durften noch Fragen gestellt werden. Und natürlich wollten die SchülerInnen wissen, warum Frau Bass und ihr Mann sich Deutschland als Wohnort ausgesucht haben. Dass ein Grund hierfür die haarsträubenden Waffengesetze der USA sind, löste wilde Nachfragen und Diskussionen aus und so ist die nächste extracurriculare Landeskundestunde schon in Planung.
Amerikanische Außenpolitik ganz anschaulich
Dr. Markus Hünemörder referiert für HSG und JEG
Eine feste Institution ist nun schon seit Jahren der gemeinsame Vortrag für die OberstufenschülerInnen des HSG und des JEG. Im jährlichen Wechsel gibt der Lehrbeauftragte für amerikanische Geschichte der LMU München ein USA Update oder einen Vortrag zu einem spezifischeren Thema, in diesem Jahr zur amerikanischen Außenpolitik.Klingt im ersten Moment für die meisten Schüler nicht sehr spannend oder interessant. Was Herr Hünemörder jedoch über diese Thematik berichtete, war durchaus anschaulich dargestellt.
In der heutigen Welt, die sich stetig ändert, spielen außenpolitische Maßnahmen eine bedeutende Rolle. Gerade die Rolle einer Großmacht wie den USA ist für uns von großer Tragweite. Durch schöne Illustrationen und einige Kurzvideos brachte Dr. Hünemörder mit seiner lustigen und unterhaltsamen Art den Schülern die komplexe Thematik anschaulich näher.
Geschichtlich gesehen boomte nach dem Jahr 1900 die amerikanische Wirtschaft und somit konnten die Amerikaner einen deutlich größeren Einfluss auf die Welt nehmen. Zunächst versuchte das Land noch, sich zu isolieren, schließlich sahen sich die USA aber doch gezwungen, sich am 2. Weltkrieg zu beteiligen. Nach Kriegsende begann der Kalte Krieg und es entstand ein Wettrennen zwischen der UdSSR und den USA. Daraufhin folgten viele weitere Versuche der außenpolitischen Einflussnahme, wie z.B. in Korea oder Vietnam. Auch die neueren militärischen Operationen im Nahen Osten spielen dabei eine bedeutende Rolle. Aber gerade seit den 1980er Jahren werden bei solchen Interaktionen kritische Stimmen in der eigenen Bevölkerung immer lauter. Ebenfalls mussten die Amerikaner erfahren, dass man mit rein militärischer Kraft seine Ziele oftmals kaum bis gar nicht erreichen kann.
Hinsichtlich der aktuellen Außenpolitik ging es primär um die Regierungsperiode des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und darum, welche Probleme und gefährlichen Situationen durch ihn entstanden sind. Beispielsweise seine Beziehung zur Volksrepublik China, welches er durch sein Handeln zu Amerikas Gegenspieler Nummer 1 gemacht hat. Der jetzige Präsident Joe Biden muss sich aber noch mit vielen anderen Problemen auseinandersetzen, wie zum Beispiel dem Russland-Ukraine-Konflikt.
Ganz schön viel, um was sich die Amerikaner außenpolitisch kümmern müssen. Wie es weitergeht und welche Konsequenzen sich möglicherweise noch für das Land ergeben, weiß Dr. Markus Hünemörder nicht. Die zukünftige Außenpolitik Amerikas hängt laut Hünemörder zu großen Teilen von der Präsidentenwahl 2024 ab. Er selbst positioniert sich eher auf Seite von Joe Biden, der laut ihm die nötige Erfahrung schon aus der Zeit des Kalten Krieges hat. „We will see, everything can happen“, beendete er seinen Vortrag.
OberstufenschülerInnen des HSG besuchen „The Wave“ im Stadttheater Aschaffenburg
″Why they didn’t try to stop it, how they could say they didn’t know. We just don’t know the answers.″
Die Antworten auf diese Fragen bezüglich des Dritten Reiches blieb der Lehrer und Protagonist Ben Ross in Morton Rhues Roman ″The Wave″ seinen Schülern bereits im Jahre 1981 schuldig. Bis heute haben sie sich immer noch nicht gefunden und das, obwohl die Fragen immer noch aktuell und vielleicht brennender sind als je zuvor. Möglicherweise ist das der Grund, warum die 121 Schüler und Schülerinnen der Q11 und Q12 des Hermann-Staudinger-Gymnasiums Erlenbach völlig gebannt der englischen Produktion von ″The Wave″ unter der Regie von Paul Stebbings folgten.
Corona-bedingt kamen vor allem für die aktuelle Q12 kulturelle Veranstaltungen viel zu kurz und so freuten sich die Schülerinnen und Schüler am ersten Tag nach den Faschingsferien umso mehr, als sie in den Zug nach Aschaffenburg steigen konnten, um sich auf den Weg ins Stadttheater zu machen. Dort erwartete sie eine hervorragende Inszenierung des Romans „The Wave“ von Morton Rhue. Mit minimalistischsten Mitteln schafften es die nur vier SchauspielerInnen, den SchülerInnen ein Experiment nahe zu bringen, das im Jahr 1969 an einer amerikanischen Schule tatsächlich durchgeführt worden war. Ein Lehrer wollte seine Schüler hautnah erleben lassen, wie scheinbar menschenunwürdiges Verhalten an Eigendynamik gewinnen und schließlich in ein Regime wie das des Dritten Reiches münden kann. Der Versuch des Lehrers (im Roman Mr Ross) begann mit Vereinheitlichung der Kleidung der teilnehmenden SchülerInnen, gemeinsamem Gruß und militärisch angehauchten Verhaltensregeln. Der Lehrer galt als großes Vorbild und die SchülerInnen sollten sich als ein Teil des Ganzen sehen. Außenseiter fühlten sich sehr bald integriert in die Organisation. Die Schüler wurden auch ermutigt, aus anderen Klassen Schüler für die Gruppe, die als „The Wave“ bekannt war, zu rekrutieren und bald war die ganze Schule einbezogen. Diejenigen, die kein Teil des Systems sein wollten, wurden körperlich und psychisch schikaniert. Innerhalb einer Woche geriet das Experiment außer Kontrolle und musste beendet werden.
Während zu Beginn des Stückes noch in der einen oder anderen Reihe Unruhe zu spüren war, herrschte bald angespannte Stille, während die SchülerInnen gebannt das Geschehen und die aus Distanz betrachtet so unglaublichen Entwicklungen verfolgten. So ist es auch verständlich, dass am Ende, als alles aufgelöst wurde und der eigentliche Anführer oder Ideengeber des Experiments, nämlich Adolf Hitler, präsentiert wurde, betretene Stille herrschte und der verdiente Applaus zunächst etwas auf sich warten ließ.
Die gut verständliche Sprache, das eindringliche Spiel der SchauspielerInnen sowie das (leider immer noch) brandaktuelle Thema ließen den Theaterbesuch für die SchülerInnen zu einem eindrucksvollen Erlebnis werden und viele schließen sich sicher der Protagonistin Laurie an, die am Ende sagt: ″[…]I’m sorry it had to come to this, but […] I think everyone learned a lot.″
Italien ist mehr als Sonne, Strand und Spaghetti-Eis
Der Klimawandel betrifft uns alle und ist kein rein deutsches Problem. Daher liegt es nahe, mit Menschen aus anderen Teilen dieser Welt über das Thema zu sprechen und das war der Grund dafür, warum sich die Klasse 8a zusammen mit ihrer Englisch-Lehrerin Frau Leimeister dafür entschieden hat, ein entsprechendes eTwinning-Projekt ins Leben zu rufen. Gestartet wurde im Januar mit Partnerschulen aus Italien, Portugal und der Türkei – jetzt im Februar ist zwar nur noch die italienische Schule IISS „F. Meneghini“ in Edolo dabei, aber Qualität geht bekanntlich über Quantität.
Bei einem ersten Treffen per Videokonferenz konnten sich die beteiligten Klassen kennenlernen und stellten fest, dass sowohl in Deutschland als auch in Italien noch Maskenpflicht herrscht, dies aber wenig dabei hilft, die eigene Schüchternheit zu überwinden und vor nun sogar zwei Klassen und einer Webcam auf Englisch zu reden. Das anschließende Chatten mit Smartphone und Tablet funktionierte dafür umso besser und der nächste Austausch zum CO2-Fußabdruck wird allen Beteiligten sicher schon leichter von der Hand gehen. Außerdem war interessant zu hören, dass – obwohl man Italien häufig eher mit Sommer, Sonne und leckerem Eis verbindet – die Partnerschule ganz im Norden und somit am Fuße der Alpen liegt und daher Skifahren ein Hobby vieler SchülerInnen ist. Wir dürfen gespannt sein, welche Erkenntnisse im Laufe der eTwinning-Partnerschaft noch auf uns warten!