von Fabian Lange
Wer hatte nicht schon immer einmal Lust ein Theaterstück zu lesen, in dem es um den Nationalsozialismus und die Kirche geht? Richtig! Ich auch nicht, gemacht hab ich es trotzdem, und das Folgende ist dabei rausgekommen...
Wer sich knapp 360 Seiten Theaterstück durchlesen will, mit knapp 75 Seiten Regieanweisungen, ca. 100 Seiten im Dialekt, die man nicht wirklich versteht, der ist beim Stellvertreter von Rolf Hochhuth genau richtig.
Aufgrund seiner Länge ist das Drama in den Details sehr komplex. Betrachtet man die Handlung allerdings nicht bis ins kleinste Detail, sondern als großes Ganzes, ist es nicht mehr so komplex. Es folgt der Versuch einer Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte.
Das Drama spielt im Jahr 1942, Hitler ist an der Macht und der Haupt-Aufhänger ist die Verfolgung und Vernichtung der Juden. Der Papst weigert sich bis Kriegsende sich öffentlich gegen die Vernichtung der Juden zu stellen. Die Folgen daraus sind, dass kein kirchlicher Vertreter etwas gegen diese Untaten unternehmen kann, da ihnen durch das Zögern des Papstes die Hände gebunden sind. Dies wird offensichtlich, als SS-Obersturmführer Kurt Gerstein, welcher mehrmals versucht die Vernichtungslager zu sabotieren (was ihm allerdings nicht so recht gelingt), sich an den Nuntius Berlins (der Päpstliche Vertreter Berlins) wendet und mit Hilfe des Paters Riccardo versucht, den Nuntius zu überreden gegen die Judenvernichtung zu protestieren. Wie schon erwähnt, sind diesem allerdings die Hände gebunden. Pater Riccardo setzt sich für die Juden ein und geht nach Auschwitz quasi als Stellvertreter des Papstes. Der Pater versucht erfolglos den dort ansässigen sadistischen Doktor zu bekehren. In einer verzweifelten Rettungsaktion versucht Gerstein seinen jüdischen Freund Jacobson zu retten, indem er ihn als den Pater ausgibt. Die versuchte Täuschung wird aufgedeckt, und bei Gersteins Verhaftung stirbt Pater Riccardo, nach einem versuchten Mordversuch am Doktor.
Charakterisierung:
Kurt Gerstein:
Bei Kurt Gerstein handelt es sich um einen modernen Christen, gefangen in der engen Uniform seines Jobs als SS-Obersturmführer. Er hat für seine Mission, nämlich die Judenvernichtung zu stoppen, eine Leidenschaft entwickelt, sodass nicht einmal sein Job bei der SS ihn aufhält. Dementsprechend kann man ihn durchaus als einschüchternd beschreiben.
Papst Pius XII.:
Sieht sich selbst als den Retter, und Hitler sei nicht gefährlich, solange man ihn nicht provoziert. Durch seine hinterlistige und temperamentvolle Art schafft er es, sich alles so zu drehen und zuwenden, wie es ihm gefällt und passt.
Wie es sich gehört, handelt es sich bei dem Theaterstück um eine besondere Gattung, das sogenannte dokumentarische Theater. Ausnahmsweise ist genau das drin, was draufsteht. Historische Dokumente werden als Quellen zum Erstellen eines fiktionalen Textes benutzt.
Die harte Kritik am Papst ist sehr offensichtlich. Hochhuth kritisiert vor allem, dass der Papst, obwohl er sich der Umstände im Deutschen Reich durchaus bewusst war, das kirchlich-deutsche Verhältnis nicht gefährden wollte. Natürlich kritisiert er auch die Judenverfolgung im Allgemeinen, allerdings liegt der besondere Fokus auf dem Nicht-Handeln des Papstes.
Falls man jetzt in Erwägung ziehen sollte, das Drama zu lesen, kann ich nur dazu raten, es nicht an einem tristen regnerischen Tag zu lesen. Durch die durchaus bedrückende und realistisch dargestellte Thematik ist das Drama keine Gutenachtgeschichte.
Wem das sogenannte Print Medium in Form eines Buches nicht zusagt, kann sich auch den gleichnamigen Film von Costa-Gavras anschauen.