Italien nachhaltig: Cleanup, Kultur, Klima
Nach dem erst vor wenigen Wochen erfolgten Besuch der Schülerinnen und Schüler aus Jesi bei Ancona in Erlenbach, machte sich die Gruppe aus insgesamt acht Mitgliedern der Schulgarten- und der Campus N-AG mit Frau Ühlein und Herrn Füller auf den Weg nach Italien in die Provinz Marken.
"European Schools go green": Dem thematischen Schwerpunkt des Austauschs geschuldet fand die Reise, die aus Mitteln der EU kofinanziert wurde, nachhaltig mit der Bahn statt. Und auch vor Ort war der öffentliche Nahverkehr oder die eigene Beinkraft in der hügeligen Mittelalter-Stadt Jesi gefordert. Nach der Anreise über München und Bologna wurde die deutsche Gruppe am Bahnhof in Ancona von den Gastfamilien und den verantwortlichen Lehrerinnen Francesca Boccaccini und Alessia Alessandroni in Empfang genommen. Müde von der Fahrt waren alle froh, so schnell wie möglich „nach Hause“ und ins Bett zu kommen.
Am nächsten Morgen stand gleich ein Besuch in der Schule, dem mitten in der Fußgängerzone gelegenen, altehrwürdigen Liceo Vittorio Emanuele II. mit seiner über 500-jährigen Geschichte an. Nach der Begrüßung durch die Schulleiterin wurden verschiedene Projekte (auch mit deutschen Schulen) in der Aula der Schule präsentiert, die nicht im Erdgeschoss, sondern unter dem Dach des klassizistischen Gebäudes untergebracht ist.
Folie aus Bioplastik und Lavendelseife selbst herstellen: In einer Praxisphase belagerten die deutschen Schülerinnen und Schüler mit einer italienischen Chemielehrerin das Labor der Schule über den Dächern von Jesi - bei Erasmus+-Austauschfahrten verständigt man sich auf Englisch!
In den weiteren Tagen standen im Wechsel Besuche im Unterricht der italienischen Schüler an, dazwischen wurde den deutschen Gästen die Kultur und Kunst der Stadt Jesi präsentiert. Das etwa 20km im Hinterland der Adria gelegene Juwel kann auf eine langjährige Geschichte zurückschauen: Ein Höhepunkt z.B. die Geburt des Staufers Friedrich II. am 26.12.1194; beeindruckend die gut erhaltenen Paläste des Mittelalters mit ihren Museen und sehr modernen Ausstellungen (z.B. Comics) und ganz besonders auch die Renaissance-Bibliothek mit Originalen der vergangenen Jahrhunderte.
Die Aktivitäten am Freitag und Samstag standen im ganz im Zeichen eines nachhaltigen Umgangs mit der Natur. Bei der Besichtigung des Instituto Salvati, einer landwirtschaftlichen bzw. agrarwissenschaftlichen Schule, die auf dem Gelände eines alten Jagdschlosses junge Menschen auch inklusiv in Berufen im Umfeld der Lebensmittelerzeugung ausbildet, konnten die eigenen Weinberge, Aquaponikanlagen in Gewächshäusern, der schuleigene Weinkeller und einer Produktionsanlage für Marmeladen, Tomatensaucen usw. in Augenschein genommen werden. Neben der Optimierung der landwirtschaftlichen Erträge unter Bio-Bedingungen stehen auch die Herausforderungen durch die Klimakrise im Wein- und Landbau auf dem Lehrplan der Schule.
Am Samstag ging es aus den Hügeln um Jesi mit der Bahn ins nahe gelegene Ancona und dort trafen die Schüler sich mit zwei Volontären der Organisation „plasticfree“. Nach einer kurzen Erklärung starteten Schüler, Lehrer und Instruktoren zum Cleanup in den Felsen am Küstenstreifen und am Strand selbst: All das, was nicht ins Meer und an die Küste gehört, aber dort von Einheimischen wie Touristen zurückgelassen wird, wurde eingesammelt und getrennt: Von Autoreifen, Schiffsresten und Holzplanken über Styroporreste, Bojen, Plastikflaschen bis zu Wattestäbchen und Zigarettenkippen reichte die Palette der Dinge, die über das Meer letztendlich auch auf unserem Teller landen können. Und vorher für viele Tiere ein Todesurteil sind. Am Ende kamen 77 kg Müll zusammen, der dann von der Stadtreinigung Ancona fachgerecht entsorgt wurde.
Ausnahmslos alle konnten in Jesi am eigenen Leib erfahren, wie italienische Gastfreundschaft funktioniert und nach einer eindrucksvollen Woche mit bleibenden Erlebnissen für unsere deutsch-italienische Gruppe wurde am Sonntag der Rückweg von Jesi bzw. Ancona aus angetreten. Zehn erschöpfte, aber zufriedene HSGler erreichten spät in der Nacht den Bahnhof Aschaffenburg.
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Oktober 2025
(Fast) alles Apfel
Nachhaltigkeit, Klimakrise, Regionalität: Knapp eine Woche lang tauschten sich Schülerinnen und Schüler aus der Campus N-AG und der Schulgarten-AG des Hermann-Staudinger-Gymnasiums mit italienischen Gästen aus der Nähe von Ancona zu diesen Themen aus und unternahmen zahlreiche Aktivitäten.
Wie das HSG aus dem eigenen Schul- und Naturgarten Produkte in die eigene Mensa zur Verarbeitung abgibt und was man aus Gemüse, Kräutern und Co. alles direkt auf den Tisch zaubern kann, stand die ersten beiden Tage auf dem Programm: Neben Kräutersalz, Apfelchips und -marmelade wurden auch die vegetarischen Zutaten für einen gemeinsamen Grillabend zu- und vorbereitet. Angeleitet und begleitet wurden sie von Anja Ühlein und Markus Füller, die auch die AGs betreuen, sowie der Koordinatorin von Erasmus+ am HSG, Karin Lange.
Regen und Kälte zum Trotz wurden (fast) alle Outdoor-Aktivitäten des Programms umgesetzt und z.B. auch dem HSG-Wäldchen im Erlenbacher Forst ein Besuch abgestattet, um der Freundschaft mit dem Liceo Classico Vittorio Emanuele II in Jesi mit der eigenhändigen Pflanzung unserer drei klimaresistenten Laubbäume Esskastanie, Traubeneiche und Sommerlinde Ausdruck zu verleihen.
Alles Apfel hieß es dann an den letzten beiden Tagen: Wie man heimische Äpfel und Co. naturnah produziert, lagert und vermarktet, wurde im Kastanienhof Klingenberg konkret erfahrbar. Dass etwa die Äpfel in speziellen Kühlhäusern über den Winter bei 1,5 °C schlafen geschickt werden, um bis ins Frühjahr die Geschmacks- und Qualitätsansprüche der Kunden zu befriedigen, wie Wolfgang Ludwig vom Kastanienhof erläuterte, war für alle verblüffend! Apfelsaft von der heimischen Streuobstwiese und Orangensaft von brasilianischen Plantagen im Vergleich: Bei dieser Gegenüberstellung der jeweiligen Produktion, nicht nur im Hinblick auf den Kohlendioxidverbrauch, wurden regionale und globale Effekte des täglichen Lebensmittelkonsums im Naturerlebnisgarten Kleinostheim greifbar. Die Herstellung von Apfelsaft vor Ort wurde aus direkt von den Bäumen bzw. der Wiese gelesenen Exemplaren gleich auch noch ausprobiert und das Resultat verkostet. Ziemlich lecker!
Um die Schulfamilien in Erlenbach und Jesi für Nachhaltigkeit und Umwelt aktivieren, kreierten die sechzehn italienischen und deutschen Schüler zudem ein eigenen Logo und überlegten sich Aktivitäten, die sowohl in Italien und in Deutschland im Lauf des Schuljahrs umgesetzt werden sollen: Ein Second Hand-Bazar gehört ebenso dazu wie regelmäßige Müllsammelaktionen. Neben einem dicht gedrängten Programm stand auch ein kurzes Wochenende in den Familien im Austauschablauf, bei dem die Austauschpartner gemeinsam Churfranken und seine Nachbarschaft erkunden konnten. Ein Gegenbesuch in Jesi, der ebenso wie der Besuch der Italienerinnen und Italiener am HSG aus Mitteln der europäischen Union kofinanziert wird, ist noch vor den Herbstferien geplant.
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Oktober 2025
