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 Hi, ich bin Karla!


Letztes Schuljahr habe ich 8 Monate in Kanada, auf Salt Spring Island, verbracht und werde euch kurz über meine Erfahrungen berichten.


Kanada Gohlke1Bevor ich im vergangenen Jahr im November losgeflogen bin, gab es super viel zu organisieren, vor allem für das Visum. Meine Organisation „Southern Cross“ hat sich aber sehr bemüht mir immer zur Seite zu stehen und mich ständig mit neuesten Informationen über die kanadische Schule und Gastfamilie versorgt. Meine Anreise war trotz Corona relativ entspannt. Der Flug hat 10 Stunden gedauert, mit einem Umstieg in Vancouver. Als ich nach meinem zweiten Flug auf Vancouver Island angekommen bin, habe ich auch endlich meine Gastmutter Noella kennengelernt. Mit ihr habe ich dann die Fähre nach Salt Spring Island genommen. Salt Spring Island ist eine kleine Insel vor der Westküste Kanadas, die zu der Inselgruppe „Gulf Islands“ gehört und rund 10.000 Einwohner hat. Meine Gastfamilie lebt sehr zentral im „Hauptort“ der Insel mit dem Namen Ganges - nur 5 Minuten von der High School entfernt. Kanada Gohlke1Meine Gastfamilie bestand aus meinen Gasteltern, Noella und Mike, meinem Gastbruder Ian (21), meiner Gastschwester Daniella (22), welche ursprünglich aus Mexiko kommt, und meiner Gastschwester Sigi (23). Meine Gasteltern waren Hobby-Farmer, was unsere Familie um eine große Anzahl von Tieren wie Ziegen, Hühner, Wachteln, Enten, Hasen, Hunde und eine Katze erweiterte. Mit meiner Gastfamilie hatte ich sehr großes Glück, da ich von anderen Gastschülern auch negativere Erlebnisse mitbekommen habe. Vor allem meine Gastgeschwister haben unglaublich viel mit mir unternommen. Auch in der Schule waren die anderen Mitschüler sehr Kanada-typisch und man wurde mit offenen Armen empfangen. Mit meiner kanadischen Freundesgruppe bin ich immer noch fast jeden Tag in Kontakt und es werden gemeinsame Reisen und Wiedersehen geplant. Der Schulstart wurde durch die offenen Mitschüler und Lehrer sehr einfach gestaltet und man hatte sich schnell eingelebt. Die Schuljahre sind im „Quarter System“ aufgebaut, was heißt, dass man pro Viertel Schuljahr genau zwei Kurse belegt. Die Auswahl ist riesig und geht von Schreinern und Metallarbeit über Kochen bis hin zur Studie der indigenen Völker. Kanada GohlkeMeine Schule war sehr divers und hat aktuelle Debatten zur Vergangenheit Kanadas, Rassismus, Sexismus usw. sehr gefördert. Ein Schultag ging immer von 9am bis 4pm. Ein Teil davon war eine einstündige Mittagspause, in welcher man sich eigentlich immer mit Freunden in der Cafeteria getroffen hat oder in die Stadt gegangen ist. Im Sommer wurden diese Pausen regelmäßig draußen verbracht, aber auch auf Unterricht im Freien wurde viel Wert gelegt.


Oftmals wurden zu Beginn des Kurses Arbeitsaufträge gegeben, welche man bearbeiten durfte, wo man wollte. Schulaufgaben in dem Sinne, wie wir sie kennen, gab es kaum. Wir hatten so genannte „Quizzes“, in welchen wir aber entweder zusammenarbeiten durften oder bei welchen der Stoff extrem eingeschränkt war, so dass das typisch deutsche Auswendiglernen nicht nötig war. Die Vier-Tage-Woche meiner High School ließ uns sehr viel Freiheit am Wochenende etwas zu unternehmen. Die größere Nachbarinsel Vancouver Island mit der britisch angehauchten Hauptstadt von British Columbia, Victoria war dafür ein guter Ausgangspunkt. Die Stadt Vancouver, auf dem Festland gelegen, konnte ich glücklicherweise auch mehrere Male besuchen. Im Westen Kanada ist man mit dem Bus, dem sogenannten „Sky Train“ und der Fähre recht gut angebunden, was es uns Auslandsjahrschülern erlaubt hat vieles ohne unsere Gasteltern zu erleben. Kanada Gohlke2Aber auch meine kanadische Heimatinsel bietet sehr viele Möglichkeiten etwas zu unternehmen. Vor allem aufgrund der wunderschönen Natur hat sich meine Freundesgruppe oft draußen für Kanutrips, Wanderungen oder zum Campen getroffen. Meine Gastfamilie war relativ entspannt und nach einigen Diskussionen wurde mir eigentlich immer alles erlaubt. Generell hatten meine Gasteltern durch meine älteren Gastgeschwister schon viel erlebt und vertrauten mir deswegen deutlich mehr. Im Haushalt musste ich aber allerdings schon auch mithelfen. Auf der Farm habe ich mich fast jeden Tag um die Tiere gekümmert. Außerdem hatte meine Gastfamilie die Regel, dass jedes Familienmitglied einmal die Woche kochen muss, was mir eher wenig ausgemacht hat. Generell war abends unter der Woche meistens Familienzeit (zu der meine Freunde aber immer herzlich eingeladen waren). Wir haben, obwohl ein Familienmitglied für das Abendessen verantwortlich war, eigentlich meistens zusammen gekocht und auch immer gemeinsam gegessen. Dadurch dass meine Gasteltern mich wirklich wie eine Tochter behandelt haben und meine Gastgeschwister sich wie echte Geschwister verhielten, fiel es mir einfach, mich einzugewöhnen und wohlzufühlen. Mein Heimweh hielt sich anfangs eher in Grenzen, zum Ende hin nahm es aber dann doch deutlich zu. Dies liegt einfach daran, dass man sich mit der Zeit immer mehr ein eigenes eingespieltes Leben aufbaut, welches natürlich auch Probleme mitbringt. Ich würde aber insgesamt sagen, dass genau diese Erfahrung mich selbständiger und unabhängiger gemacht hat. Als Fazit würde ich ein Auslandsjahr wirklich jedem Schüler empfehlen, da die Möglichkeit nichts daraus zu lernen einfach erst gar nicht besteht.

Karla Gohlke