Am 18.07.2022 fand der zweite Part der Aktion "Nachhaltige Mobilität" statt, initiiert von der Kreisgruppe MIL-AB des Verkehrsclub Deutschland, mit freundlicher Unterstützung der Stadt Erlenbach!
In ganz so freudiger Erwartung waren heute wegen der hohen Temperaturen weder die SchülerInnen der 9b und 9c noch Herr Heß, aber wir waren gespannt, was wir in der Kino Passage zu sehen bekämen. Nach schweißtreibendem Hinmarsch kam als erstes "Goodie" (neben dem thermisch gut erträglichen Kinosaal) Gratis-Popcorn, gesponsert vom Stadtrat der Stadt Erlenbach Wir bedanken uns sehr herzlich! Anschließend haben Herr Dr. Fahn, der die ganze Aktion in die Wege geleitet hat, und das VCD-Mitglied Werner Zöller erklärt, was sie antreibt, z.B. SchülerInnen auf die Wichtigkeit der "Nachhaltigen Mobilität" aufmerksam zu machen. Beide betonten, dass sich im Bereich Verkehr was ändern muss - im Großen wie im Kleinen. Im Bericht von Werner Zöller wurde deutlich: Oft ist das ein sehr langwieriger Kampf, bis zum Beispiel eine Gefahrenstelle auf einem Fahrradweg "entschärft" ist - noch viel schwieriger zu erreichen sind ambitionierte Ziele wie ein generelles Tempolimit auf allen Straßen, z.B. generell Tempo 30 innerorts.
9b und 9c, v.a. links, Herr Zöller und Herr Dr. Fahn, rechts
Die beiden Dokumentationen, die uns anschließend vorgeführt wurden, haben dann doch gezeigt, dass im Bereich Verkehr Nachhaltigkeit "gehen kann" - wenn sowohl der politische Wille dafür da ist, als auch sich Einzelne für einen Wandel einsetzen. In der ersten Doku ging es um eine Bestandsaufnahme, wie bei uns in Deutschland Städte und Verkehr generell "rund ums Auto" geplant worden sind - eine historische Entwicklung, die in Zeiten von immer stärkerem Mobilitätsdruck, Klimawandel und Co. zunehmend ihre Schattenseiten zeigt.
Dann wurden viele Ideen vorgestellt, wie mit vielen kleinen Mosaiksteinchen ein Umstieg gelingen könnte: Vom autonomen Busshuttle bis zum Liefer-Lastenrad, von der Umwidmung von Verkehrswegen bis zu Wohnsiedlungen ohne private PKWs, nur mit Carsharing-Möglichkeiten. Was auch deutlich wurde: Man kann nicht alles "pauschal" von Ort A auf Ort B übertragen, aber mit Kreativität und genügend "Zug dahinter" ist eine Veränderung möglich.
Die zweite Kurzdoku hat eine "Musterstadt" des Fahrradfahrens vorgestellt: Groningen. In dieser Universitätsstadt mit ca. 200 000 Einwohnern ist jeder vierte Einwohner ein Studierender. Beeindruckender als diese Zahl ist, dass 50% aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Das ist eine Menge. Hier fährt wirklich jede und jeder Fahrrad und zwar immer. Wie es dazu gekommen ist? Zu Beginn war es ein politisches Projekt, und zwar in den 1970ern. Was anfangs entweder belächelt oder als extremistisch verflucht wurde, hat sich aber so bewährt, dass die "Fahrradzentriertheit" heute total normal ist und Verkehr wie z.B. in Darmstadt oder Würzburg (ok, etwas kleiner ;-)) für die Leute in Groningen total abwegig erscheint!
Was dort gemacht wurde? Die Stadt konsequent auf Fahrrad optimiert, indem auch einer der Hauptfaktoren für den PKW "abgestellt" wurde - die Bequemlichkeit und die Schnelligkeit. Wenn man mit dem Auto ständig riesige Umwege fahren muss, während man mit dem Rad lässig "mitten durch" cruisen kann, fällt eines der Argumente pro PKW flach. Und wenn erstmal die Autos aus dem Zentrum raus sind, kann man auch viel sicherer und entspannter mit Kindern & Co. durch die
City radeln. Eines fällt in der Doku auf: Die tragen alle keinen Helm, sitzen teilweise gefühlt zu acht auf einem Rad, telefonieren, essen beim Fahren Eis und transportieren allen möglichem Ömmes auf zwei Rädern. Nicht falsch verstehen: Das geht dort, weil dort alle Fahrrad fahren! Und eben keine Autos, bzw. weil die Autofahrer viel stärker auf Radfahrer achten. Bei uns wäre Fahrradfahren wie in Groningen ein echtes Kamikaze-Kommando und, nun ja, nicht zu empfehlen ;-) (Nebenbei: In Holland starben 2021 ca. 207 Fahrradfahrer im Straßenverkehr, in Deutschland im gleichen Jahr 372. Deutschland hat zwar fünf Mal mehr Einwohner, aber in den Niederlanden fahren viel mehr Menschen Rad... egal wie man's dreht und wendet: Einen Helm sollte man einfach aufsetzen!)
Kurzum: Die beiden Dokus haben interessante Facts und spannende Ansätze aus dem Bereich der "Nachhaltigen Mobilität" rübergebracht! Eine Diskussion wollte im Anschluss nicht so recht gelingen, aber das lag natürlich a) am bereits gegessenen Popcorn ("satt und zufrieden") und b) am Umstand, dass uns die Zungen hitzetechnisch bereits am Gaumen festgeklebt waren :-). Macht aber nichts! Ich hoffe, dass die im Kino Anwesenden ein paar Denkanstöße mitgenommen haben!
Jedenfalls bedanken wir uns ganz herzlich bei einer Menge Leute, die diese Kino-Aktion möglich gemacht haben: Allen voran bei Herrn Dr. Hans Jürgen Fahn für die Idee und die Organisation, bei Herrn Dieter Lebert von der Kino Passage für die Vorbereitung, bei Werner Zöller für die Erfahrungen aus der Radfahrer-Praxis, beim Stadtrat Erlenbach für gratis Kino + Popcorn, bei Frau Wohlmann für die schulische Planung und, last but not least, bei Herrn Bendikowski, der uns standesgemäß mit dem Rad in Richtung Schule zurückbegleitet hat.